13.06.2025
(erh) Sophie Scholl – ein ganz normaler Name? Auf den ersten Blick scheint es so, aber beschäftigt man sich mit der deutschen Vergangenheit, so lautet die Antwort: Nein! Denn dieser Name ist eng mit der deutschen Geschichte und dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus verbunden. Um auch jungen Generationen diesen Namen und seine Bedeutung näher zu bringen, reist die mobile Produktion des Theaters Lübeck mit dem Stück „Sophie Scholl“ durch norddeutsche Schulen. Auch die Berufliche Schule des Kreises Stormarn in Bad Oldesloe gehörte zu den ausgewählten Schulen, sodass am 05.06.2025 vier Klassen in den Genuss dieses faszinierenden Theaterstücks kamen.
„Wenn ich auch nicht viel von Politik verstehe, so habe ich doch ein bisschen ein Gefühl, was Recht und Unrecht ist.“ Sophie Scholl
Das Theaterstück lässt historisches Wissen lebendig werden, ohne sich in alten Geschichten zu verstricken. Erzählt wird die Geschichte einer jungen Jurastudentin unserer Zeit, die zufällig den gleichen Namen wie ihre berühmte Namensvetterin trägt – Sophie Scholl. Sie wird in einen Betrug verwickelt und soll vor Gericht aussagen. Schweigen oder die Wahrheit sagen und damit die eigene Zukunft riskieren? Vor dieser schwierigen Entscheidung steht die Protagonistin des Stücks. Am Ende des Stückes bleibt es offen, wie sich Sophie entscheidet. Dieses ließ die Schülerinnen und Schüler zunächst mit einer Unzufriedenheit zurück, denn der Wunsch nach einer klaren Antwort war groß. Doch durch das sich anschließende Gespräch mit der Schauspielerin wurde deutlich, dass nur ein offenes Ende die Zuschauenden zum Nachdenken bringt, um sich mit der Frage „Wie hätte ich mich verhalten?“ auseinanderzusetzen.
Während des Stückes kommt es immer wieder zu geschichtlichen Einschüben der Widerstandskämpferin Sophie in die Situation der Studentin Sophie vor Gericht. Da es sich bei der Produktion um ein Ein-Frau-Stück handelt, schlüpfte die Schauspielerin in alle Rollen. Durch die Interaktionen der verschiedenen Figuren war ein ständigen Rollenwechsel erforderlich. „Ich fand es sehr faszinierend, dass sie mehrere Rollen gespielt hat und es auch wirklich so rübergebracht hat, als wären noch mehr Personen auf der Bühne.“ Damit sprach Celine, Schülerin der Sozialpädagogischen Assistenz Unterstufe (SP24d2) aus, was alle sehr beeindruckte. Doch auch das Thema fand bei den Zuschauern Anklang und konnte mit Spannung begeistern, sodass die Klasse der Berufsfachschule Ernährung und Versorgung (BVE23) 9,6 Punkte von 10 Punkten vergab. Die begleitenden Lehrkräfte Nicole Reil-Eberle und Aneka Krüger waren ebenso begeistert. „Der Fokus lag vollkommen auf der Schauspielerin, die mit ihrer grandiosen Leistung es geschafft hat, das Dilemma beider Protagonistinnen glaubhaft zu vermitteln“, so Reil-Eberle. „Die Zerissenheit der Figuren war absolut spürbar“, unterstützte Aneka Krüger diese Aussage.
Durch die geschickte Verknüpfung beider Biografien wurde den Schülerinnen und Schülern die historische Sophie mit ihren Ängsten und Zweifeln, aber auch mit ihrem Mut und ihrem Glauben an eine bessere Welt, nähergebracht. Gleichzeitig wurde aufgezeigt, dass Gewissenskonflikte und Zivilcourage zeitlos und aktueller denn je sind. Mit diesem Theaterstück schafft es die mobile Bühne des Theaters Lübeck, einen Beitrag zu einer lebendigen Erinnerungskultur zu leisten und vielleicht sogar menschliche Vorbilder im Sinne von Sophie Scholl zu kreieren. „Wenn ich auch nicht viel von Politik verstehe und auch nicht den Ehrgeiz habe, es zu tun, so habe ich doch ein bisschen ein Gefühl, was Recht und Unrecht ist. Denn dies hat ja mit Politik und Nationalität nichts zu tun.“ (Sophie Scholl Brief an Fritz Hartnagel, 29. Mai 1940).
